Marburg: JA Wiesbaden und die Vernetzung am rechten Rand

Am 24.11.18 fand im Haus der Marburger Burschenschaft Germania ein Vernetzungstreffen mit geladenen Referenten statt. Mit Benedikt Kaiser und Philip Stein waren nicht nur zentrale Köpfe der sog. “Neuen Rechten” in Deutschland zugegen, sondern mit Alain de Benoist auch einer der Vordenker der Modernisierung der extremen Rechten in Frankreich, Europa und darüber hinaus. Nicht verwunderlich also, dass sich eine ganze Reihe bekannter Gesichter der extremen Rechten im Haus der Burschenschaft Germania einfanden, darunter Mitglieder der “Identitären Bewegung” (IB), der neonazistischen Kleinstpartei “Der III. Weg”, der JN/NPD Hessen sowie Patrick Pana, Beisitzer im Vorstand der “Jungen Alternative” (JA) Hessen und prominenter Vertreter der JA Wiesbaden.

Patrick Pana (rechts) von der JA Wiesbaden beim Empfang am Haus der Marburger Burschenschaft Germania. Abgewandt links: Patrick Bass alias “Komplott”, Neonazi-/IB-Rapper und Burschenschafter der Germanen.[1]

Burschenschaft Germania in Marburg: Extrem rechter Knotenpunkt

Die Marburger Burschenschaft Germania ist bei weitem kein unbeschriebenes Blatt [2]. Seit vielen Jahren schon ist sie vielmehr Knotenpunkt zur Vernetzung verschiedener Akteure der extremen Rechten sowie Kaderschmiede der IB und JA. Wenngleich sie sich einen bürgerlich-elitären Anstrich geben, gingen von Marburger Burschenschaftern eine Reihe an Gewalttaten aus. Mitglieder der Burschenschaft Rheinfranken waren beispielsweise an Angriffen auf das Kneipenkollektiv “Havanna 8” in Marburg beteiligt. Und im Rahmen des Landeskongresses der JA Hessen im April 2017 auf dem “Germanenhaus” griffen bewaffnete Teilnehmende Fotograf*innen an.

Mitglieder der Germania sind in der Vergangenheit auch durch ihre NS-verherrlichenden Auftritte und Kontakte in neonazistische Kreise aufgefallen. Gute Kontakte pflegen sie außerdem zu weiteren im Dachverband der Deutschen Burschenschaft (DB) organisierten Marburger Burschenschaften, insbesondere zu den genannten Rheinfranken, in welcher der Wiesbadener Neonazi Axel Ziemann Mitglied ist. Eine gemeinsame Aktion mit weiteren Burschenschaftern aus Marburg unter dem Banner der IB bzw. ihrer Kampagne “120db” in Wiesbaden im Juni 2018 belegt die Kontakte deutlich.

 

“Stars” und Netzwerker: Die Referenten

Auf dem nicht-öffentlichen Flyer zur Veranstaltung wurde Benedikt Kaiser mit einem Vortrag zu “Dominique Venner und die Nouvelle Droite” angekündigt. Kaiser ist einer der zurzeit umtriebigsten Vertreter der “Neuen Rechten” in Deutschland. Er ist Lektor beim Antaios-Verlag von Götz Kubitschek, schreibt für neurechte Zeitschriften und wird von der AfD als Gast auf Podien geladen. Früher in der Chemnitzer Kameradschaftszene und im sog. “Freien Netz” aktiv, versucht er nun durch seine theoretischen Arbeiten faschistische und neurechte Denker aus Europa, allen voran Frankreich, für den deutschen Kontext und interessierte Identitäre aufzuarbeiten.

“Nur intern verbreiten”: Der Einladungsflyer fand im Vorfeld seinen Weg an die Öffentlichkeit. [3]

 

Der zweite Referent, Philip Stein, wurde mit einem Vortrag über “Fünf Thesen zur Reformation der Rechten” angekündigt. Stein ist nicht nur alter Herr der Marburger Germanen, sondern auch Pressesprecher der DB. Auch er steht im regelmäßigen Austausch mit der JA/AfD und wird zu Vorträgen eingeladen. In seinem Verlag “Jungeuropa” erscheinen allerlei Übersetzungen neurechter Werke aus Frankreich. Besonders hevorzuheben ist sein Verein “Ein Prozent”, eine zentrale Finanzierungs- und Vernetzungsplattform der extremen Rechten.

Der “Star” der Veranstaltung kam mit Alain de Benoist aus Frankreich. Er referierte zur Frage “Was ist Populismus?” Benoist gilt als ein zentraler Denker der IB und der “Neuen Rechten” insgesamt. Seine Ablehnung universaler Menschenrechte und seine theoretischen Arbeiten zum rassistischen neurechten Konzept des “Ethnopluralismus” werden weithin rezipiert.

 

Vernetzung am rechten Rand: IB, JN und JA im Haus der Germania

Aufgrund der gewichtigen Stellung der Marburger Germanen im Netzwerk von IB und JA und der belegten personellen Überschneidungen war es keine Überraschung, dass viele IB-Kader aus ganz Deutschland anreisten, um ihre Kameraden zu unterstützen sowie den “Star” aus Frankreich zu bestaunen [4]. Doch auch Mitglieder der hessischen JN/NPD waren zugegen, so u.a. ein bekanntes Gesicht von der “Hand in Hand”-Kundgebung am 29.09.18 in Wiesbaden.

Die Vorträge im Marburger “Germanenhaus” zogen auch Mitglieder der hessischen JN/NPD an. [5]

 

Neben den Vorträgen war so das “Germanenhaus” im November 2018, was es nicht nur im übertragenen Sinne für die extreme Rechte darstellt: Ein Vernetzungspunkt verschiedener Spektren ohne Berührungsängste. Und mittendrin das prominente Wiesbadener JA-Mitglied Partrick Pana, welcher nach der neurechten Winterakademie beim “Institut für Staatspolitik” von Götz Kubitschek u.a. im Januar 2018 [6] vermutlich auch diese Gelegenheit nutzte, um die überregionale Vernetzungsarbeit fortzuführen.

 

 

 

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[1] Bildquelle: https://pixelarchiv.org/g/2018.11.24.marburg; zu Patrick Bass: https://lsa-rechtsaussen.net/komplott-identitaerer-ns-rap-nicht-aus-halle/

[2] Ausführliche Informationen zu den extrem rechten Burschenschaften in Marburg unter https://stadtlandvolk.noblogs.org

[3] https://de.indymedia.org/node/26208

[4] Eine Übersicht der Anwesenden: https://stadtlandvolk.noblogs.org/post/2019/01/02/24-11-2018-junges-europa/

[5] Quelle: https://pixelarchiv.org/g/2018.11.24.marburg

[6] https://sensor-wiesbaden.de/ueber-die-grenzen-der-weg-beim-wiesbadener-afd-nachwuchs-junge-alternative-fuehrt-weiter-nach-rechts/