AfD Wiesbaden, die extreme Rechte und Patrick Pana

Noch ist Wahlkampf in Hessen. Bevor am 28.10. ein neuer Landtag gewählt wird, wird fleißig plakatiert, werden Reden geschwungen und Podien besucht. Selbstverständlich können die Parteien auf die Unterstützung ihrer Jugendorganisationen bauen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch die Junge Alternative (JA) Wiesbaden ihrer Mutterpartei behilflich ist. Was jedoch verwundert: Sascha Sindl, stellv. Kreissprecher der AfD Wiesbaden, bestreitet öffentlich, dass sein Parteikollege und Beisitzer im Landesvorstand der JA Hessen, Patrick Pana, als Wahlkämpfer für die Wiesbadener AfD unterwegs sei [1]. Was Sindl dazu bewegt, ist hingegen klar: Patrick Pana war in der Vergangenheit bereits mehrmals durch seine Nähe zur extremen Rechten, insbesondere der selbsternannten “Identitären Bewegung” (IB) aufgefallen [2]. In den letzten Wochen und Monaten hat sich jedoch gezeigt, dass Patrick Pana aktiv Wahlkampf für die AfD betreibt und gleichzeitig auch weiterhin keine Scheu zeigt, sich der extremen Rechten zuzuwenden.

Patrick Pana im T-Shirt von “Der Flügel”: Er rechnet sich zum rechten Rand innerhalb der AfD und ist darüber hinaus in die extreme Rechte vernetzt.

 

Auch in den letzten Wochen und Monaten fiel Patrick Pana vorrangig dadurch auf, keine Berührungsängste mit der extremen Rechten zu haben. Vielmehr noch sucht er aktiv die Nähe und tritt auch öffentlich mit eindeutig zuordbaren Personen in Erscheinung. So nahm Pana beispielsweise am 09.04.2018, aber auch bei weiteren Gelegenheiten, an den Versammlungen von “Beweg was Deutschland” (vormals “Merkel Muss Weg”) in Mainz teil. Diese Versammlungen sind regionale Anziehungspunkte extrem rechter Akteure unterschiedlicher Colour. Anfang April stellte sich Pana so in eine Reihe mit der neonazistischen “Kameradschaft Rheinhessen”, Florian Grabowski von “Die Rechte” sowie dem “Frauenbündnis Kandel” [3]. Interessant ist jedoch vor allem, mit wem Pana anreiste: Christina Gessner ist eine umtriebige Aktivistin der IB aus Frankfurt. Sie nahm in den letzten zwei Jahren an zahlreichen Demonstrationen, Vernetzungstreffen und Aktionen der IB teil, so u.a. in Berlin, Köln und Schwaben. Auf Facebook lässt sich nachweisen, dass der Kontakt zwischen Pana und Gessner schon seit über einem Jahr besteht.

Patrick Pana und Christina Gessner am 09.04.18 auf der damals noch “Merkel Muss Weg”-Demo in Mainz. (Quelle: beobachternews.de)

Christina Gessner bei einem Vernetzungstreffen der IB Schwaben.

Rechts am Bildrand: Christina Gessner auf der IB-Demo im Juni 2017 in Berlin.

 

Seine Aktivitäten scheinen jedoch kein Hinderungsgrund zu sein, aktiv Wahlkampf für die AfD in Wiesbaden und der Region zu betreiben. Am 28.07.18 veranstaltete Pana mit anderen Parteikollegen einen Wahlkampfstand der AfD in der Wiesbadener Innenstadt. Neben Patrick Andreas Bauer, Michael Soukup und Leon Eric Haak waren auch Sascha Sindl sowie Robert Lambrou, Landessprecher und aussichtsreicher Listenkandidat der AfD Hessen sowie ehemaliger Kreissprecher der AfD Wiesbaden, anwesend. Distanz: Fehlanzeige, wenngleich Sindl im Nachgang auf Facebook versuchte, die Unterstützung von Pana stümperhaft zu relativieren. Denn auch weiterhin ist Pana in den Wahlkampf eingespannt: Am 07.10.18 plakatierte er u.a. mit Michael Soukup für die hessische Landtagswahl in Wiesbaden [4].

Patrick Pana mit Parteikollegen, hier Patrick Andreas Bauer im Bild rechts, am Wahlkampfstand zur Landtagswahl Hessen.

 

Nachdem Pana schon im letzten Jahr an der Frankfurter Buchmesse teilnahm, um einer Lesung von prominenten Köpfen der neuen Rechten bzw. IB, Götz Kubitschek, Martin Sellner und Mario Müller, beizuwohnen, war er auch in diesem Jahr vor Ort. So besuchte er am 12.10.18 u.a. ein Podium, auf welchem auch Björn Höcke seine völkischen Ansichten zum wiederholten Mal vortrug. Neben Henryk Stöckl, einem selbsternannten Journalisten, de facto propagandistischer Unterstützer der AfD und extrem rechter Bewegungen wie der rassistischen Gruppe “Hand in Hand” aus Wiesbaden-Erbenheim, war Pana auch hier unterwegs mit einem bekannten Gesicht der IB: Reinhild Boßdorf. Boßdorf kommt aus der Region Bonn/Siegen, ist für die IB aber bundesweit unterwegs. Neben der Teilnahme an Aktionen u.a. in Bonn und Berlin, versucht sie vor allem die identitäre Kampagne “#120Dezibel” aufrecht zu erhalten. Erst vor wenigen Monaten, am 08.06.18, veranstaltete sie mit Aktivisten der IB aus Marburg und dem aus Wiesbaden kommenden Axel Ziemann, der gute Kontakte zur NPD/JN und zur neonazistischen Kleinstpartei “Der III. Weg” pflegt, einen “Flashmob” in Wiesbaden, um den Mordfall an Susanna F. für ihre rassistische Agenda zu instrumentalisieren.

Vorne: Henryk Stöckl, im Hintergrund sind rechts Patrick Pana und links Reinhild Boßdorf zu sehen. Pikant: AfD-Landtagskandidatin Alexandra Walter war auch mit von der Partie.

Als Wahlkämpfer für die AfD-Jugendorganisation auf dem Podium: Patrick Pana in der St.-Ursula-Schule in Geisenheim.

 

Trotz der anhaltenden Vernetzung von Pana in die extreme Rechte saß er am 17.10.18 als Vertreter der AfD-Jugendorganisation auf einem Podium der St.-Ursula-Schule in Geisenheim. Henryk Stöckl war erneut dabei und schlachtete den Abend propagandistisch aus. Die Distanzierungen der Wiesbadener AfD von Pana und seinen Umtrieben, wie von Sindl öffentlich vorgetragen, erweisen sich so mal wieder als ein Versuch, die bürgerliche Fassade zu wahren. Die Halbherzigkeit zeigt jedoch, dass nur noch pro forma versucht wird, die Risse im Feigenblatt zu verhindern. Immer offener wird mit der extremen Rechten paktiert, werden Vernetzungslinien sichtbar und die eigentliche Strategie offensichtlich. Beteuerte doch Robert Lambrou einmal, dass die AfD alle Strömungen innerhalb der Partei brauche. So stört er sich auch merklich nicht daran, dass mit Andreas Lichert ein Vertreter des völkisch-rassistischen Flügels mit ihm auf der Liste der AfD kandidiert. Lichert ist aktiver Unterstützer der IB, indem er sich beim Kauf ihres Zentrums in Halle beteiligte, und über das “Institut für Staatspolitik”, einem neurechten Zentrum, strukturell in die extreme Rechte eingebunden. Im Kleinen wie im Großen zeigt sich so: Die AfD ist Teil eines extrem rechten Netzwerks und es droht, dass sie als ihr parlamentarischer Arm auch im hessischen Landtag agieren wird.

 

 

 

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[1] https://bit.ly/2OMa5TC

[2] Dazu auch: https://sensor-wiesbaden.de/ueber-die-grenzen-der-weg-beim-wiesbadener-afd-nachwuchs-junge-alternative-fuehrt-weiter-nach-rechts/

[3] http://www.beobachternews.de/2018/04/12/protest-gegen-merkel-muss-weg-demo/